Hinweis zu Abschnitt Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Psychologen 1
Bitte nehmen Sie sich bereits vor dem VPU-Termin etwas Zeit, um sich mit den folgenden Fragen auseinanderzusetzen.
Jetzt haben Sie in aller Ruhe die Möglichkeit, über mögliche Veränderungen und Ihre persönlichen Pläne nachzudenken – und diese Gedanken auch laut auszusprechen.
Je häufiger Sie über sich und Ihre Erfahrungen sprechen, desto leichter fällt es Ihnen , zu beschreiben, was Sie bewegt hat und was Sie heute bewegt.
Der Psychologe oder die Psychologin kann Ihre Gedanken und Gefühle nicht erraten – sie oder er ist auf Ihre Offenheit angewiesen, um Ihre Entwicklung nachvollziehen zu können.
Diese Fragen regen dazu an, sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Das kann herausfordernd sein – ist aber ein sehr wirkungsvoller Weg, um echte Veränderungen sichtbar zu machen.
Können Sie die Zweifel der Behörde an Ihrer Fahreignung nachvollziehen?
Das sollte man unbedingt bejahen, denn Bedingung für eine günstige Prognose ist Einsicht, Änderung der problematischen Verhaltensweisen und zukünftige Stabilität des neuen Verhaltens.
Was glauben Sie, warum hat die Behörde Bedenken an Ihrer Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen?
Bitte sagen Sie nicht: „Weil ich einen Riesenfehler gemacht habe und einmal unter Alkohol gefahren bin.“ Das glaubt Ihnen keiner, dass das ein einmaliger Fehler war, dass Sie nur einmal mit 1,6 Promille gefahren sind.
Sagen Sie die brutale Wahrheit: Weil ich ein Problem mit Alkohol hatte!
Wie viele km haben Sie insgesamt aktiv am Straßenverkehr teilgenommen?
Auch hier wird nicht nur nach der Verkehrs Erfahrung gefragt, sondern am Antwortverhalten wird abgelesen, wie sehr Sie in die Problematik eingestiegen sind. Warum sonst wird im (negativen) Gutachten festgehalten: „Nachvollziehbare Angaben zur Fahrleistung waren ihm nicht möglich“.
Ob Ihre Antwort richtig ist, kann niemand kontrollieren.
Wie viele km haben Sie in den letzten 12 Monaten vor dem Führerscheinentzug etwa zurückgelegt?
Hier gilt das zuvor Gesagte.
Wer hier argumentiert, weil ich so viel fahre, ist die Chance, erwischt zu werden, auch viel größer als bei einem Sonntagsfahrer, hat wohl schon verloren. Es gilt der Grundsatz, wer viel fährt, gefährdet seine Mitmenschen auch mehr als Sonntagsfahrer.
Wann darf der Verkehrspsychologe alte Verstöße sehen?
Wenn du zur Untersuchung von der Führerscheinbehörde geschickt wirst
(z. B. wegen Alkohol, Drogen, Wiederholungstätern, §8 Abs. 4 FSG):
Die Behörde übermittelt dem Verkehrspsychologen die relevanten Akten.
Diese Akten können auch alte Verstöße enthalten, z. B.:
ältere Alkoholdelikte
frühere Führerscheinentzüge
alte Verkehrsdelikte, wenn sie für das aktuelle Verfahren relevant erscheinen
Die Behörde entscheidet, was sie für relevant hält, und diese Daten darf der Psychologe sehen.
Wie hat sich Ihr Trinkverhalten vor der Trunkenheitsfahrt entwickelt?
Schildern Sie offen, detailliert und nachvollziehbar die Entwicklung Ihres Trinkverhaltens. Die dargestellten Trinkmengen und -häufigkeiten bis zum Delikt sollen erklären, dass eine Giftfestigkeit entwickelt wurde, wie sie durch die aktenkundige Blutalkoholkonzentration dokumentiert ist.
Was denkt der Psychologe, wenn ich wahrheitsgemäß über meine früheren Trinkgewohnheiten spreche?
Ich bin zu einer selbstkritischen Betrachtung meines Verhaltens in der Lage und mache mir selbst nichts vor.
Allerdings sollte ich auch hier nicht übertreiben. Wer hier von den sog. Filmrissen berichtet, wird schnell als Alkoholabhängiger eingestuft – mit weitreichenden Konsequenzen.
Gab es kritische Hinweise durch andere zum Umgang mit Alkohol?
Sicher sind Sie angesprochen worden, vom Chef, Ihrer Frau, Ihrer Mutter. Es muss aufgefallen sein, dass Sie immer mehr getrunken haben – aber Sie haben die Ohren verschlossen gehalten, denn Sie wollten nicht hören.
Beispiel:
„Absolut, die ganzen Warnungen von Dritten habe ich überhört bzw. in den Wind geschlagen, habe das gar nicht registriert, dass ich auf der falschen Fährte war.“
Die Umwelt hat bemerkt, dass das nicht ok ist, ich selber nicht.
Was hat Ihnen am Trinken gefallen?
Ehrliche Antwort:
Das lustige Miteinander
In der Kneipe hat man auch etwas Kontakt.
Auch Misserfolge sollte man erwähnen, sie zeigen die eigene Auseinandersetzung mit Alkohol.
Zitat aus einem Gutachten:
Er selbst habe sich gedacht, er sollte das Trinken auch reduzieren. Aber er sei immer wieder in dieses tiefe Loch gefallen und wenn man dann den Vorsatz gehabt habe, ich trinke nur 3 Glas Bier, habe er das nicht einhalten können. Er habe ab einem bestimmten Punkt einfach die Kontrolle über die Trinkmengen verloren.
Sind Sie auch sonst unter Alkoholeinfluss gefahren?
Hier ist eine ehrliche Antwort sinnvoll: „Das ist leider öfter vorgekommen.
Die Psychologen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil die Kontrolldichte durch die Polizei zu gering ist und die Fahrweise gewöhnungsbedingt oft unauffällig bleibt.
Was haben Sie konkret getrunken?
Hier wird eine klare Aussage erwartet. 16 Halbe Bier und 4 Jägermeister klingt besser als „Ich meine, fünf oder sechs müssten es gewesen sein, oder mehr? Sonst fällt auf, dass der Untersuchte nicht in der Lage ist, sein früheres Trinkverhalten realistisch darzustellen.
Die Aussagen zum früheren Alkoholkonsum dürfen auf keinen Fall bagatellisiert werden, denn Voraussetzung für eine angemessene Verhaltensänderung ist eine realistische Selbsteinschätzung der Alkoholproblematik.
Allerdings sollte ich auch hier nicht übertreiben. Sonst werde ich schnell als Alkoholabhängiger eingestuft – mit weitreichenden Konsequenzen.
Wie haben Sie sich bei der Trunkenheitsfahrt gefühlt und erinnern Sie sich an die Strecke?
Am besten ist es, ehrlich zu berichten.
Allerdings sind die geschilderten Auswirkungen des Alkohols im Zusammenhang mit der Fahrzeugnutzung für die Beurteilung der Alkoholgewöhnung bedeutsam, und die persönliche Schilderung lässt wiederum den Grad der grundsätzlichen Alkoholgewöhnung erkennen.
Deshalb sollte ich hier nicht übertreiben…
Wenn es nicht gelingt, eine plausible Geschichte zu erzählen?
Dann kommt die Formulierung, die das Aus für die VPU bedeutet:
„Es bestehen Widersprüche, die auf eine Verdeckung des tatsächlichen Ausmaßes des Alkoholkonsums schließen lassen.“ Ausmaß und Hintergrund der Alkoholproblematik bleiben also unklar. Der Klient vermochte die nicht nachvollziehbaren Angaben auch nicht aufzulösen, nachdem er ausdrücklich auf die Unvereinbarkeiten hingewiesen worden war…
Wir müssen davon ausgehen, dass bei dem Untersuchten ein bisher noch ungenügend bearbeitetes Alkoholproblem vorliegt und dass er noch nicht bereit ist, das Ausmaß seiner Alkoholproblematik zu akzeptieren. Die Neigung zu Exzessen und Kontrollverlusten kann noch nicht als genügend eingedämmt angesehen werden, so dass auch Trunkenheitsfahrten nicht unwahrscheinlich sind.
Wie bewerten Sie Ihr ehemaliges Trinkverhalten heute? Eine gefährliche Frage!
Nachdenken und dann von einer Alkoholgefährdung durch unkontrolliertes Trinken ausgehen.
Notfalls Alkoholmissbrauch einräumen. Missbrauch liegt vor, wenn ein Bewerber oder Inhaber einer Fahrerlaubnis das Führen eines Kraftfahrzeuges und einen die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholkonsum nicht hinreichend sicher trennen kann, ohne bereits alkoholabhängig zu sein.
Wenn ich Alkoholabhängigkeit angebe, und dafür Indizien wie Filmrisse und Kontrollverluste vorhanden sind, wird der Psychologe das gern aufgreifen. Er wird dann meine zukünftige Eignung als Verkehrsteilnehmer nur bejahen, wenn eine (stationäre) Entwöhnungsbehandlung vorliegt und wenn nach einer Entgiftungs- und Entwöhnungszeit ein Jahr Abstinenz nachgewiesen wird.
Welche Eigenschaften oder Schwächen haben Ihren Alkoholkonsum begünstigt?
(Mögliche Geschichte)
Mein Selbstwertgefühl war angeknackst damals. Meine eigenen Ansprüche an mich waren nicht erfüllt, so sah das aus, kein intaktes Familienleben; viel Streit mit der Partnerin, Überlastung im Job, war auch noch erfolgsabhängig tätig, es gab freilich auch Misserfolgs-Strähnen, die hohe Einbindung daheim führt zu Problemen im Geschäft, das hat auch finanzielle Auswirkungen.
Aber vor allem hat mir das Selbstvertrauen gefehlt damals und ich habe mir selbst nicht genügt. Die vielen Konflikte haben zum Einbruch des Selbstwertes geführt und dann zum Ausweichen mit Alkohol.
